Galeristin baut sich eine eigene Galerie

Karin Abt-Straubinger plant ein Kunstgebäude in Möhringen.

von Gabi Ridder, Stuttgarter Nachrichten vom 30. Mai 2008

 

 

Möhringen. Im kommenden Monat werden die Bagger anrollen, um das Wohngebäude, auch Graffitihaus genannt, an der Rembrandtstraße 18 abzureißen. An dessen Stelle soll ein Galerieneubau entstehen. Die Eröffnung ist für September 2009 geplant.

 

Dass sich Kunstliebhaber ein eigenes Museum bauen, kommt ab und zu vor. Äußerst selten hingegen baut sich ein Galerist eine eigene Galerie. Nun liegt der rote Punkt – das Zeichen für die Baufreigabe – auf Karin Abt-Straubingers Schreibtisch: „Ich nehme das Risiko auf mich und baue eine Kunstgalerie und zwar mittendrin in Möhringen und nicht außerhalb auf der grünen Wiese.“ Mit dem Neubau, geplant von dem Architekten Bernd Nixdorf, erfüllt sich die Künstlerin einen langgehegten Wunsch. „Ich möchte weiterhin zeitgenössische Kunst auch unbekannter Künstler fördern, zum Konzept zählt aber auch, internationale Kunst nach Möhringen zu holen und zu präsentieren.“

 

Rund 600 Quadratmeter Fläche stehen dafür in der neuen Kunstgalerie zur Verfügung. Von der Rembrandtstraße her wirkt das zweigeschossige Gebäude wie ineinandergesteckte kubische Baukörper, deren plastische Wirkung durch die unterschiedliche Fassadengestaltung aus schwarzem Klinker und goldfarbenem Metall unterstrichen wird. „Wer das Erdgeschoss betritt, hat ein erstes großes Erlebnis – den Blick durch die großen Fenster nach draußen in den Garten“, erläutert der Architekt. Im Obergeschoss setzt sich das Konzept fort, dort ist die Stirnseite zur Rembrandtstraße hin verglast. „Geplant ist, am Fenster eine Skulptur aufzustellen, die angestrahlt wird und von außen zu sehen ist“, sagt Nixdorf. Der Raum wird durch Stellwände unterteilt, die sich verschieben lassen.

 

Das Herzstück befindet sich aber im lichtdurchfluteten Untergeschoss. Der etwa 240 Quadratmeter große Raum, in dem die Galeristin Ausstellungen, aber auch Konzerte und Lesungen für etwa 150 Gäste plant, geht getrennt durch große Glastüren in den Garten über. Dort befindet sich ein sogenannter Tiefhof, in dem Skulpturen präsentiert werden sollen. Gerne möchte die Eigentümerin im Untergeschoss mit international bekannten Kuratoren zu musealen Ausstellungen einladen. Die Gebäudeseite zur benachbarten Gaststätte hin bereitete bei den Planungen die größten Probleme. Nun verläuft die Wand leicht schräg und wird durch vertikale Fenster aufgefächert, die Licht einfallen lassen. „Der Neubau wirkt auf den ersten Blick vielleicht provokant“, sagt Abt-Straubinger, „kann andererseits städtebaulich eine Chance bieten.“

 

Etwa zwei Jahre haben die Planungen bis zur endgültigen Reife gedauert. Läuft alles nach Wunsch, ist im Herbst 2009 die Eröffnung. „Kunst gehört mitten ins Leben. Ich hoffe, dass die Menschen ihre Scheu überwinden und ohne Druck vorbeischauen, um die Ausstellungen zu genießen“, sagt Abt-Straubinger, die 2007 eine Stiftung zur Förderung von Kunst und Kultur gegründet hat.

 

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Ende Juni soll vom sogenannten Graffitihaus kein Stein mehr stehen.