NEUBAU: Kloster Hegne eröffnet am Wochenende das Haus St. Angelus

Besondere Angebote für Demenz Erkrankte

Südkurier vom 26.03.2006

 

Allensbach (toz) Geborgenheit, emotionale Zuwendung und ein Zuhause mit familienähnlichen Strukturen will das Altenpflegeheim Maria Hilf des Klosters Hegne mit dem gestern eingeweihten neuen Haus St. Angelus den an Demenz erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern bieten. Hierzu wurden ein dreistufiges Pflege- und Betreuungskonzept entwickelt sowie großzügige Wohn- und Freianlagen geschaffen. „Wir haben uns dabei an den Stadien der Demenz orientiert“, erläutert Heimleiterin Brigitte Roth. Entsprechend werden die 30 Bewohner in drei Gruppen betreut, aufgeteilt nach der Schwere ihrer Erkrankung.

 

Verwaltungsdirektor Thomas Scherrieb hebt die zwei Besonderheiten des neuen Hauses hervor. Für die aufwendige Betreuung der mittelschwer Demenzkranken, die noch mobil, aber geistig schon sehr verwirrt sind, wurde ein spezieller Versorgungsvertrag mit der Pflegekasse abgeschlossen. Dadurch kann mehr Personal beschäftigt werden. Zehn Plätze werden in diesem, so genannten segregativen Bereich geboten. Dieses Modell gebe es sonst im Landkreis nur im Haus St. Verena in Rielasingen. Für den Bewegungsdrang dieser Bewohner wurden zwei großzügige, geschützte Gartenfreianlagen geschaffen: einmal im rund 500 Quadratmeter großen Innenhof sowie in einem zirka 1.900 Quadratmeter großen Park südlich der Terrasse des Hauses. Beide Anlagen bieten zudem Brunnen-Wasserspiele, die von der Gemeinde Allensbach gespendet worden sind. Durch die Atriumsbauweise wird den mittelschwer Erkrankten, aber mobilen Bewohnern auch die Möglichkeit eines Rundlaufs innerhalb des Hauses geboten. Dies soll zu mehr Ausgeglichenheit bei den noch mobilen Bewohnern beitragen.

 

Die zweite Besonderheit ist die Betreuung der schwerst Erkrankten, rein Pflegebedürftigen – ein Novum in der Region. Nach einem im schweizerischen Wetzikon bewährten Konzept wird eine so genannte „Oase“ angeboten: ein großes, mit viel Licht und Farbe gestaltetes Vier-Bett-Zimmer, an das sich zwei Doppelzimmer anschließen. Das widerspreche zwar dem häufigen Wunsch der Angehörigen nach einem Einzelzimmer. Doch es sei wichtig, diese Menschen zu „integrieren statt zu separieren“, so Scherrieb.

 

Heimleiterin Roth erläutert: „In Wetzikon hat man festgestellt, dass demente Menschen das Bedürfnis verlieren, sich zurückzuziehen. Sie suchen eher die Geborgenheit durch die Präsenz anderer Menschen.“ Grundlage des Pflegemodells sei die Erkenntnis, dass bei dementen Menschen die emotionale Ansprechbarkeit erhalten bleibt, auch wenn kognitive Fähigkeiten sowie die zeitliche und räumliche Orientierung verloren gehen. In der „Oase“ werden deshalb wie auch in den Gruppen für leicht und mittelschwer an Demenz Erkrankte Sinnes anregende Elemente in der Betreuung eingesetzt: Düfte, Klänge oder Farben. Für leichter erkrankte Bewohner gibt es eine Musiktherapie sowie Spiel- und Werkangebote. Die Bewohner können auch leichte Tätigkeiten ausüben wie etwa Tischdecken oder -abräumen – je nach ihren noch vorhandenen Fähigkeiten. „Das soll zu mehr Lebens- und Selbstwertgefühl beitragen“, so die Heimleiterin. Für jede Bewohnergruppe gibt es große Gemeinschaftsräume mit einer Küche. Die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen, wobei sich die Bewohner selbst aus Schüsseln schöpfen dürfen.

 

In der Betreuung der Demenzkranken arbeitet das Pflegeheim mit den Schmieder-Kliniken sowie dem Zentrum für Psychiatrie Reichenau zusammen. Das seien zwei wichtige Partner, betont Verwaltungsdirektor Scherrieb.

 

Rund 2,7 Millionen Euro hat das Kloster für den Neubau investiert, der ab dem 3. April bezogen werden kann. Zudem wurden im bestehenden Pflegeheim einige Schwesternzimmer umgestaltet und damit neun zusätzlich Plätze geschaffen. Die Kreuzschwestern handeln dabei nach dem Leitspruch des Ordensgründers: „Was Bedürfnis der Zeit, ist der Wille Gottes.“ Dies gelte auch für die Mitarbeiterinnen, so Scherrieb.

 

Die 15 neu geschaffenen Vollzeitstellen verteilen sich auf 35 Kräfte im pflegerischen und hauswirtschaftlichen Bereich. Die damit gebotenen Teilzeitstellen mindern die psychische Belastung der Mitarbeiterinnen und seien zudem familienfreundlicher, meint Scherrieb.