Super-Leitstelle: „Vergleichbares gibt es nicht“

Nun wacht die Super-Leitstelle Simos über das Wohl der Stadt: Rettungs- und Notfalldienst sowie Verkehrslenkung werden künftig unter einem Dach gesteuert. Die Kosten werden mit 15 Millionen Euro angegeben.

Feuerwehr, DRK, Polizei und Stadt regeln Rettungsdienst und Verkehr jetzt unter einem Dach

 

von Wolf-Dieter Obst, Stuttgarter Nachrichten vom 27.04.2006

 

„Vergleichbares gibt es nicht“, sagte OB Wolfgang Schuster am Mittwoch bei der Einweihung des Gebäudes auf dem Gelände der Hauptfeuerwache in Bad Cannstatt, „mit dieser Leitstelle hat sich Stuttgart einen Champions-League-Platz verdient.“ Unter einem Dach werden Feuerwehr und DRK den Rettungsdienst und Notfalleinsätze steuern, sollen Polizei, Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und die städtischen Verkehrsbehörden die Straßen staufrei halten, wird der Katastrophenschutz zentral von einem Führungs- und Verwaltungsstab gesteuert.

 

Mit der Leitstelle für Sicherheit und Mobilität Stuttgart, kurz Simos, „haben wir kurze Wege und können Rettungs- und Einsatzkräfte effektiv einsetzen“, so Frank Knödler, Chef der Branddirektion, „überdies kann der Verkehr bei Unfällen und Schadenslagen optimal gesteuert werden.“ Dieser Ansatz sei „einmalig in der Bundesrepublik“. Reinhard Klee vom Innenministerium lobte den Zusammenschluss von Einsatzzentralen verschiedenster Behörden: „Es kann nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen“, erklärte er, „dieses Führungs- und Lagezentrum ist vorbildlich.“

060427_SN_Bild_1+2Viele Computer und eine riesige Videowand, die sogar aktuelle Bettenbelegungen in Kliniken anzeigt: Die neue Leitstelle Simos, ein roter Gebäudewürfel bei der Feuerwehr in Bad Cannstatt, gilt als bundesweit einmalige Einsatzzentrale.                   Fotos: Franziska Kraufmann

Die Kosten für den roten Würfel-Bau, der binnen 15 Monaten errichtet wurde, werden mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt. Für die Technik, die teils gekauft, teils geleast wurde, werden etwa zehn Millionen Euro angegeben. Bund und Land schössen 2,5 Millionen Euro zu. Die neue Leitstelle erspare den beteiligten Partnern aber 1,8 Millionen Euro Mietkosten auf die nächsten 25 Jahre gerechnet sowie technische Unterhaltskosten von 1,1 Millionen Euro durch gemeinsame Nutzung.

 

Allerdings gibt es auch andere Rechnungen – etwa bei der umstrittenen Fusion der Leitstellen von Feuerwehr und DRK im Rettungsdienst. Derzeit sind tagsüber acht und nachts sechs Mitarbeiter in der Einsatzzentrale – so viele wie zuvor auch, als DRK und Branddirektion getrennte Leitstellen betrieben. Die jährlichen Betriebskosten inklusive Wartung, Kapitaldienst und Service gibt Feuerwehrchef Knödler nun mit drei Millionen Euro an. Das sind pro Jahr 200.000 Euro mehr als bisher. Das bedeutet auch, dass sich von Sozial- und Innenministerium bestellter Gutachter um immerhin 300.000 Euro jährlich verrechnet hat.

 

Auch bei der neuen Verkehrsleitzentrale hakt es noch: Zwar verlief ein Test der Verkehrssteuerung rund ums Daimlerstadion am vergangenen Wochenende erfolgreich. Allerdings verhinderte die neue Technik nicht, dass auf der Nürnberger Straße an der Stadtgrenze zu Fellbach ein geparkter Bagger eine Fahrspur blockierte. Dabei galt die Strecke ausgerechnet an diesem Tag als wichtigste Ausweichroute während der Sperrung des Kappelbergtunnels. Über dieses Hindernis haben die Verkehrslenker bis zum heutigen Tag keine Kenntnis.